Montag, 1. September 2014

Schulanfang


Wie schon angekündigt, war heute der erste Schultag nach den Sommerferien. Zumindest für die Kinder aus Nicoles Center, andere Schulen öffnen zum Teil erst morgen oder Mittwoch. Erster Schultag heißt für die Keniaer aber oft nicht, dass ihre Kinder an diesem Tag in der Schule sein müssen, sondern dass sie mit den Vorbereitungen für die Schule beginnen sollten. Auch in der KiTa fehlten heute noch um die 20 Kinder. Nicole hat mir eine Top 5 mit Gründen zusammengestellt, warum die Kinder oft die ersten Schultage nach den Ferien verpassen:

1. Sie kommen nicht rechtzeitig aus dem Urlaub zurück.

2. Die Haare sitzen nicht und sie müssen noch zum Friseur.

3. Die Schuluniform wurde nicht rechtzeitig gewaschen.

4. Die älteren Geschwister haben noch länger Ferien.

5. Die Schnürrsenkel der Schuhe fehlen.

In Deutschland würde man den Kindern was erzählen, wenn sie auch nur eine dieser Ausreden bringen würden, aber hier sieht man mal wieder den Kulturunterschied...
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morgendlicher gemeinsamer Beginn mit Gesang, Gebet und Bibelgeschichte


Ansonsten war der erste Tag ganz gut. Ich vermisse es zwar mich mit den älteren Kindern unterhalten zu können, aber dafür sind die Kleinen soooo süß und deutlich weniger anstrengendJ. Sie spielen nämlich lieb zusammen ohne sich so oft zu streiten und sind insgesamt leiser. Außerdem klappt die Verständigung mit Händen und Füßen auch ganz gut. Heute habe ich irgendein Spiel mit ihnen gespielt und hatte keine Ahnung, wie das funktioniert. Als sie dann irgendwann angefangen haben zu schreien und ein Mädchen mich herausfordernd anschaute, hab ich verstanden, dass ich sie jetzt fangen musste ;-)

Ich habe heute auch schon erste Einblicke in den Unterricht bekommen. Die Kinder lernen in den drei Klassen eigentlich das, was in Deutschland im ersten Halbjahr gelernt wird, würde ich schätzen. Die jüngsten Kinder (3-4 Jahre) gehen in die Babyklasse und werden von Teacher Jane und Teacher Naomi unterrichtet. Sie lernen ein paar erste englische Wörter, das Alphabet, Zählen und so allgemeine Sachen wie Zähneputzen und nicht mit Fremden mitgehen. Nach dem Mittagessen machen sie übrigens erstmal einen Mittagsschlaf im Klassenzimmer.
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Mittagsschlaf


Die Lehrerin der „Nursery-Class“ ist Ann, die so alt wie ich ist und auch noch in der Ausbildung ist.  In dieser Klasse habe ich mich heute hauptsächlich aufgehalten und Ann ein wenig geholfen, indem ich Sachen mitkorrigiert habe und ein wenig Lesen mit den Kindern geübt habe. Die Kinder lernen hier übrigens auf eine etwas andere Art Lesen als in Deutschland. Ausgehend von den Vokalen sagen sie das Alphabet immer wieder mit einem Vokal auf:  A, Ba, Ca, Da, Fa, Ga, Ha usw. Lesen wird dann an Wörtern mit drei Buchstaben geübt, die aus solch einer Silbe und einem weiteren Buchstaben besteht. So hab ich das zumindest verstanden. In der letzten Stunde hatten die Kinder das Fach „Creative“, wo sie das Buchstaben schreiben geübt haben  mit Schreibschriftbuchstaben.  Dieses dient aber hauptsächlich um die Handmuskelatur zu stärken.
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"Pattern Writing"


Die ältesten Kinder gehen in die „Preunit-Class“ und werden von Michael unterrichtet. Sie verstehen schon am besten Englisch und werden auf den Schulstart vorbereitet.
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Michael unterrichtet die Kinder kurz spontan in der Mittagspause mit Hilfe einer toten Ratte


Ich hab mich heute während der Mittagspause noch länger mit den anderen Lehrern unterhalten und wir haben uns ausgetaucht, was wohl die größten Unterschiede zu Deutschland sind. Das war echt interessant! Ich denke beispielsweise, dass die Eltern hier oft (zumindest in den ärmeren Familien) eine andere Beziehung zu ihren Kindern haben als in Deutschland. In Deutschland stehen die Kinder oft an erster Stelle und werden sehr verhätschelt und verwöhnt. Meine Beobachtungen haben ergeben, dass die Mütter hier meist keinen besonders liebevollen Umgang mit ihren Kindern haben oder ihnen besondere Zuneigung zeigen. Es ist nicht so, dass ihre Kinder ihnen egal sind oder sie immer unfreundlich sind, aber ich denke Mütter in Kenia denken, das Wichtigste ist, die Kinder zu versorgen und ihnen eine gute Schulausbildung zu ermöglichen. Zusammengefasst steht das Kind nicht im Mittelpunkt der Familie, wie es in Deutschland oft der Fall ist.
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Ein paar der älteren Kinder aus der letzten Woche haben uns mit ihren Schafen besucht :)


Lustig fand ich auch, dass Teacher Jane meinte, in Deutschland wären die Kinder besser erzogen als hier. Das ist nämlich definitiv nicht so. Wer schon mal in einem ersten Schuljahr oder auch älteren Klassen war, weiß, dass es oft die Lehrer sind, die die Kinder erst noch erziehen müssen. Dagegen sind die Kinder hier reinste Engel. Ich denke, dass liegt vor allem daran, dass sie gelernt haben den Lehrern Respekt gegenüber zu bringen. In Deutschland ist also nicht alles besser als hier, auch wenn die Leute hier fest davon überzeugt sind.

Ich weiß, dass sich das zum Teil nach Stereotypen anhört, aber ich denke, es stimmt zum größten Teil. Und ja, ich möchte trotzdem noch Lehrerin werden ;-)

 

Morgen feiern wir Teacher Anne´s 22. Geburtstag und nachmittags findet wieder der Omigottesdienst statt, auf den ich mich schon sehr freue!


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