Freitag, 19. September 2014

Dann war da noch...

Die Woche ist schon fast rum und ich habe eigentlich nichts außergewöhnliches Neues erlebt, mit dem ich einen ganzen Blogartikel füllen könnte. Es gab jedoch verschiedene kleinere Sachen, die ich in dieser Woche erlebt und die mich beschäftigt haben.
Am Mittwoch habe ich fünf Kinder aus der Pre-Unit Klasse zur Schule begleitet, wo sie Tests in Englisch, Lesen,  Mathe, Suaheli und Sachunterricht machen musste, um zu schauen, ob sie bereit fürs erste Schuljahr sind. Das neue Schuljahr fängt hier nämlich schon im Januar an und da die Ferien bereits Mitte November beginnen, bleibt ihnen nicht mehr viel Zeit.
Die beiden Mädchen haben bei den Tests ziemlich gut abgeschnitten. Die drei Jungs haben jedoch in allen Bereichen zum Teil sehr große Defizite. Einer der Jungs ist ein Massai und er versteht zum Teil kein Suaheli, obwohl er schon seit fast fünf Jahren zur KiTa geht. Seine Eltern sprechen jedoch zu Hause ausschließlich Massai, deshalb musste bzw. muss er sogar zwei komplett neue Sprachen lernen. Ich habe die Lehrer der KiTa gefragt, warum er Suaheli denn immer noch schlecht versteht und spricht, wenn er schon so lange bei ihnen ist. Sie meinten dann, dass er über die Ferien oft wieder fast alles vergessen hat. Das Ganze hat mich ein wenig an meine DaZ Seminare in der Uni erinnert…
Als wir dann wieder an der KiTa waren, hat mich die ganze Situation irgendwie ein wenig frustriert. Die Jungs  sollen nämlich im Januar trotzdem das erste Schuljahr besuchen, obwohl sie immer noch nicht lesen können. Das hat in meinen Augen keinen Sinn gemacht  und mir taten die Kinder leid, die dann frustriert in den Klassen sitzen und nicht mitkommen. Sie können jedoch auch nicht in der KiTa bleiben und wiederholen, da sie zum Teil schon bis zu drei Mal das Schuljahr wiederholt haben und sonst zu alt sind ins erste Schuljahr zu kommen. So bleibt einfach zu hoffen, dass die Kinder gute Lehrer bekommen, die sie besonders fördern.
Förderung ist hier aber eher ein Fremdwort. Falls Kinder nicht gut sind, wird einfach gesagt, sie sind „poor“ und dann hat sich das. Die starken Kinder bekommen immer sehr viel Lob, was ja auf jeden Fall auch richtig ist, aber die schwachen Kinder werden oft total angemeckert und runtergemacht, weil sie Sachen schon wieder nicht geschafft haben. Mir tut das dann immer voll leid, weil die oft gar nichts dafür können und es bringt ja rein gar nichts, denen immer wieder zu sagen, wie schlecht sie sind ohne ihnen Hilfestellungen zu geben, es besser zu machen.
Mich erinnern der Unterricht und die Didaktik insgesamt ziemlich an unser Schulsystem zur Zeit meiner Großeltern. Irgendwie echt krass, wie lange das dauert bis die wissenschaftlichen Erkenntnisse solche Länder wie Kenia erreichen.  Ich hab schon überlegt, ob ich den Lehrern mal erzählen soll, was ich so lerne und warum ich das für besser erachte. Denke aber nicht, dass das was bringen würde, da sie hier einfach auch ganz andere Voraussetzungen haben.
Es gibt aber auch Sachen, die mir besser gefallen als bei uns. Das eine habe ich schon mal angesprochen. Die Kinder hier hören viel besser auf ihre Lehrer und haben für das junge Alter eine beeindruckende Arbeitshaltung. Außerdem beneide ich die Kinder, um ihr gutes Englisch.  In der einen Schule dürfen die Kinder von montags-donnerstags nur Englisch und freitags nur Suaheli sprechen. Das gilt auch für die Pausen, in denen ein Schüler den Lehrern dann mitteilt, falls sich ein Kind nicht daran hält. Bestrafung sind dann fünf Schläge mit dem Stock. Das wiederum finde ich natürlich nicht gut, aber das Resultat dieser Maßnahme ist auf jeden Fall erstaunlich.
 
Teacher Michael versucht mich übrigens jeden Tag zu überreden, dass ich ihn heirate. Seine neuste Idee ist, dass ich warte bis er 40 ist (in 13 Jahren), weil er dann einen Doktortitel  und viel Geld hat. Ich versuche ihm schon die ganze Zeit zu erklären, dass ich ihn nicht wegen seinem wenigen Geld nicht heiraten will, sondern wegen der fehlenden Liebe. Er hört aber nie so genau hin bzw. überhört das extra. Ist meistens aber eigentlich ziemlich lustig, weil ich mich mit den anderen Lehrerinnen immer über ihn kaputt lache :D

Foto
 
Auf dem Rückweg von der KiTa hat uns ein netter Mann mit seinem Pick-Up mitgenommen. Ich wollte lieber auf der Ladefläche sitzen und es hat auch mega Spaß gemacht. Manchmal ist es auch gut, wenn die Gesetze in Ländern nicht so ernst genommen werden.

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