Samstag, 23. August 2014

Asante


Nach einer lauten Nacht, da die Nachbarn noch lange mit dem Aufbauen für das heutige Fest beschäftigt waren, startete der Tag für mich heute um neun Uhr. Zuerst besuchten wir einen weiteren Slum, der echt um einiges Schlimmer als der gestrige aussah und mich doch ein wenig schockte. Durch den Regen gestern Abend waren auf den Wegen überall kleine Bäche entstanden und überall war Schlamm. Von meiner Umgebung konnte ich mir gar nicht so viel anschauen, da ich mich darauf konzentrieren musste, wo ich hintrat. Wir besuchten dort eine alleinerziehende Mutter mit ihren vier Kindern, von denen zwei durch eine Patenschaft, die Nicole organisiert hat, zur Schule gehen können. Auch sie leben auf wenigen Quadratmetern zusammen und die Hütte ist nicht ganz wasserdicht. Überrascht hat mich allerdings, dass sich im Inneren der Hütte ein Fernseher und ein DVD Player befanden. Die Mutter erzählte, dass Nicole ihr Leben verändert hat, dadurch dass die Kinder jetzt zu einer privaten Schule gehen und so gute Aussichten haben. Vorher besuchten ihre Kinder die staatliche Schule, wo sie in einer Klasse von 80 Kindern „unterrichtet“ wurden. Sie sagte selbst, dass die Kinder dort eigentlich nichts lernten, was man sich ja schon vorstellen kann.

Anschließend waren wir auf dem Markt und haben Gemüse für die nächste Woche gekauft. Einen riesen Sack Kartoffeln, Paprika und so weiter. Der Markt ist echt cool, also mega viele Ständer, an denen man eigentlich alles kaufen kann. Hier gibt es Obst und Gemüse, das ich noch nie in meinem Leben gesehen habe. Man merkt, dass Nicole schon lange hier lebt, denn sie verhandelt  knallhart mit den Händlern und weiß genau, was sie will. Die Einkäufe haben wir dann mit dem Taxi zur KiTa transportiert.

Mein erster Kontakt mit Shushu blind:)
Nachdem wir die Kaninchen und Katzen gefüttert haben, sind wir dann zu Shushu blind gegangen und haben ihr Kohle und Lebensmittel gebracht. Das macht Nicole jede Woche, da Shushu blind keine Kinder oder andere Verwandte hat, die sich um sie kümmern. Diese Frau hat mich echt beeindruckt. Als die Nachbarskinder in ihre Hütte kommen wollten, hat sich angefangen in Kuku zu singen und zwar: „Lasset die Kinder zu mir kommen!“.  Sie hat mich dann von oben bis unten abgetastet und war total glücklich, dass ich da war. Sie hat Gott sogar dafür gedankt, dass ich sie besuchen gekommen bin und ich dachte nur: Eigentlich mach ich doch gar nichts, außer ihr die Hand zu geben. Sie spricht nämlich kein Englisch, sodass ich mich noch nicht mal mit ihr unterhalten konnte und mitgebracht habe ich ihr ja auch nichts.

Sie hat uns dann spontan eine kurze Predigt gehalten und uns ermahnt, unser Vertrauen nicht auf Menschen, sondern stets auf Gott zu setzen, der schon vor unserer Geburt jeden einzelnen Tag unseres Lebens geplant hat. Sie ist Gott dankbar, dass er ihnen Nicole geschenkt hat und dass sie so ein Segen für die Menschen dort ist. Zum Schluss hat Nicole dann noch für die Frau gebetet und dabei  Gott gedankt, dass er die Wege so geführt hat, dass ich in Afrika bin. Das hat mich echt berührt. Ich weiß zwar noch nicht genau, warum Gott mich hierher geführt hat, aber es reicht mir auch eigentlich schon, dass die Menschen sich freuen, wenn ich sie besuche J

Ansonsten waren wir noch eine weitere Oma besuchen und beim örtlichen Arzt, um die Rechnungen zu begleichen. Die Shushus (Omas), die zu Nicole in den wöchentlichen Omagottesdienst kommen und alle Kinder aus der KiTa und den Schulpatenschaften können nämlich jederzeit zu dem Arzt gehen und Nicole zahlt es dann später. Das find ich echt gut. Sie sorgt zu gleichen Maßen für das seelische und körperliche Wohl der Menschen. Die Medikamente kosten hier übrigens meistens nur so um die zwei Euro. Man kann den Menschen hier also schon durch kleine Summen viel helfen…

Jetzt sind wir seit ca. einer Stunde wieder zu Hause und das Fest draußen ist im vollen Gange und soooo laut. Die singen und klatschen in einem durch und benutzen dabei auch noch Mikrofone. Auch wenn es am Anfang ganz interessant war ihnen dabei zu zusehen, bin ich jetzt gerade froh, dass ich meine Ohrstöpsel mithabe und die Hintergrundkulisse mit Musik ausblenden kann. Hoffe nur, dass das Fest nicht bis mitten in die Nacht geht, da ich meine Oropacks wohl leider in Vreden vergessen habe…

Ich bin Gott total dankbar, dass es mir so gut geht! Ich vertrage die Malariaprophylaxe, sodass ich weder Albträume noch Halluzinationen bekomme, wie es bei vielen der Fall ist und auch das Essen bereitet mir keine Probleme. Pastor Paul meinte heute auch, dass ich „special“ bin, weil ich von dem Tee der Massai keine Magenprobleme bekommen habe. Vielen Dank also auch an die vielen Leute, die für mich gebetet haben oder es immer noch tun! J

Morgen früh gehen wir dann in eine internationale Gemeinde zum Gottesdienst und anschließend machen wir noch einen Ausflug irgendwohin. Vorhin auf der Straße fuhr übrigens ein Auto herum mit einem Lautsprecher auf dem Dach, aus dem christliche Musik kam, die man kaufen kann. Hab mich voll gefreut, als auf einmal das Lied 10000 Reasons ertönte und musste sofort ans Sola denken.  Hat fast ein paar Heimatgefühle in mir geweckt ;-)

 P.S. Asante ist übrigens Kisuaheli und heißt Danke. Wer so ein König der Löwen Fan wie ich ist, dem kommt das bestimmt bekannt vor. Das sind Rafiki nämlich die ganze Zeit :D


Hier noch Fotos von gestern:
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